Und plötzlich ist durch Corona die seit Jahren beschriebene VUCA Welt (Akronym für Volatilität, Ungewissheit, Komplexität, Ambiguität) für uns alle erlebbar. Viele Führungskräfte und Mitarbeiter sitzen im Homeoffice. Führung findet auf Distanz statt. Wir sind jetzt an einem Punkt, wo Teile des bisherigen Führungsverhaltens nicht mehr funktionieren. Es braucht einen anderen Umgang mit Mitarbeitern und nicht alles muss jetzt immer nur die Führungskraft alleine meistern. Jetzt ist die Zeit, in der Führungskraft und Mitarbeiter mal abwechselnd führen und mal folgen. Es braucht also mehr Befähigung jedes Einzelnen zum Mitgestalten.
„Mitgestalten: Ich würde ja gerne meine Mitarbeiter dazu einladen, aber die wollen das ja gar nicht!“
Ist das wirklich so oder ist die Selbstorganisation von Teamarbeit gerade jetzt durch die unfreiwillige Homeoffice Situation von vielen nicht schon längst auf dem Vormarsch? Selbstorganisierte Zusammenarbeit funktioniert immer dann erfolgreich, wenn die Mitarbeiter können, wollen und dürfen. Dafür braucht es ein gemeinsames Ziel, einen klaren Sinn, den alle sehen und feste Regeln und Rituale, die für alle im Team gelten und auch konsequent eingehalten werden. Als Führungskraft kann ich hier das Team unterstützen, in dem ich diese Vereinbarungen vorlebe und an die Einhaltung aller erinnere.
Funktioniert die Selbstorganisation, dann sind diese Teams gut gerüstet für sich schnell verändernde Rahmenbedingungen.
Denn hier müssen Mitarbeiter Verantwortung für ihre Aufgabe und ihre Rollen im Team übernehmen. Darüber hinaus werden Entscheidungen in Absprache mit den Teamkollegen auf viel breitere Füße gestellt als das eine einzelne Führungskraft allein kann. Die Motivation weitestgehend autonom etwas gemeinsam zu schaffen, in dem alle einen Sinn sehen, ist wesentlich höher.
"Was kann ich als Führungskraft tun, um meine Mitarbeiter zu befähigen, mitzugestalten?"
Wir glauben an die folgenden fünf Erfolgsfaktoren: Vertrauen geben, Transparenz schaffen, Fehler zulassen, Raum für Kompetenzerweiterung geben, Mitarbeiter einbeziehen.
Mut zu Vertrauen!
Gerade jetzt, wenn Sie häufiger auf Distanz führen, ist ein Vertrauensvorschuss wichtig. Sie sehen nicht mehr zu jeder Zeit, was Ihre Mitarbeiter gerade tun. Wenn Sie grundsätzlich positive Absichten aller unterstellen, laden Sie zum Mitgestalten ein. Die Mehrheit der Menschen hat auch ein Interesse daran, dass es dem Unternehmen, in dem es tätig ist, wirtschaftlich gut geht.
Transparenz, Transparenz und nochmal Transparenz!
Geben Sie die größtmögliche Transparenz, informieren Sie und erleichtern Sie den Zugang zu möglichst vielen, vollumfänglichen Informationen. Kommunizieren Sie auch regelmäßig den Sinn und Zweck der Arbeit des Teams, der zum Gesamtbeitrag des Unternehmens zählt. Ermöglichen Sie den jederzeitigen Zugriff auf wichtige Daten, die das Team bei Bedarf benötigt.
Fehler macht jeder!
Wenn Menschen mitgestalten und sich einbringen werden auch Fehler gemacht. Nur so kann auch Neues entstehen und kreatives Arbeiten zum Einsatz kommen. In jedem Unternehmen gibt es Bereiche wo eine Fehlerkultur, die nicht sanktioniert, sondern Fehler positiv für das Lernen nutzt, implementiert werden kann. Dies ermöglicht, dass Selbstorganisation und Eigenverantwortung bei Mitarbeitern angstfrei wachsen kann.
Retrospektiven helfen, die eigenen Kompetenzen zu erweitern!
Die Regeln und Rituale eines Teams zu kennen ist das eine. Wichtig ist aber auch, sie tagtäglich mit Leben zu füllen. Jeder Mitarbeiter braucht Gelegenheit, diese auszuprobieren und die Wirkung zu reflektieren. Deshalb ist Ihre Aufgabe, den Rahmen zur Kompetenzerweiterung des Teams zu schaffen und Verantwortung zu übertragen, statt daran festzuhalten. Nur dann kann Selbstorganisation erfolgreich funktionieren.
Einbeziehung = Engagement!
Sie haben viele Möglichkeiten zur Einbeziehung Ihrer Mitarbeiter. Egal ob es um Entscheidungen geht, um Mitgestaltung der Arbeit oder weitreichende unternehmensweite Projekte, die Bandbreite ist groß. Das bedeutet nicht Machtverlust, sondern die Änderung Ihres eigenen Machtverständnisses hin zu mehr Unterstützungsmacht.
Nutzen Sie jetzt diese Zeit, Ihr Team zu mehr Selbstorganisation zu entwickeln. Räumen Sie den Einzelnen mehr Freiräume zur Gestaltung ihrer Arbeit ein. Ihre Mitarbeiter werden mehr an Selbstvertrauen gewinnen und die Produktivität steigt.