Die letzten Monate haben die meisten Führungskräfte und ihre Teams vor große Herausforderungen gestellt: Die abrupte Umstellung auf Home Office und virtuelle Zusammenarbeit über unterschiedlichste technische Medien, unterbrochene Prozesse, veränderte Prioritäten oder der erhöhte Abstimmungsbedarf ohne persönliche Treffen, um nur einige zu nennen. Wir haben in unseren Online Coachings viele Führungskräfte begleitet, die selber „remote arbeiten“ und dazu die Aufgabe haben, ihre Mitarbeiter im Home Office zu führen. Auf der einen Seite war es zu Beginn dieser Phase wichtig, sich als Führungskraft schnell selber gut zu organisieren, zum anderen aber auch die Perspektive der Mitarbeiter einzunehmen und Klarheit zu gewinnen, was die Mitarbeiter aufgrund dieser für die meisten ungewohnten Arbeitssituation beschäftigt und wie sie eigentlich in dieser Situation geführt werden wollen.
Heute wollen wir der Frage nachgehen, was Mitarbeiter im Umgang mit „dem Chef / der Chefin auf Distanz“ beschäftigt: Aus unserer Erfahrung sind es vor allem diese zwei Themen: · Wie gestaltet sich der Kontakt mit dem Chef und dem Team? Und wie findet er so statt, dass ich in diesen Zeiten Halt und Orientierung finde?· Wieviel Rücksicht wird auf meine persönliche Situation genommen?
Das empfehlen wir zu diesen beiden Fragestellungen an die „Führungskräfte auf Distanz“?
Aus unserer Sicht ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor in der Vorgehensweise als Führungskraft schon immer und jetzt besonders das Thema „individuelle Führung“. Was bedeutet das? Nehmen wir doch hier die Frage nach der Kontakthäufigkeit als Beispiel:
Wir erleben Mitarbeiter, die in dieser Zeit ein sehr ausgeprägtes Kontaktbedürfnis zu ihrer Führungskraft haben. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben, z.B.: „lieber einmal mehr fragen als evtl. einen Fehler zu machen“, „ich will meinem Chef zeigen, dass ich auch was arbeite“, oder aber auch „ich bin alleine und brauche den Austausch mit anderen“. Andererseits wissen wir, dass es auch Mitarbeiter gibt, deren Bedürfnis ganz anders ist, denen es reicht, alle zwei oder drei Tage mal zu sprechen oder nur dann, wenn etwas Konkretes anliegt.
Als Führungskraft ist es wichtig, diese unterschiedlichen Bedürfnisse im ersten Schritt wahrzunehmen und dann damit auch umzugehen und die Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit abzuholen.
Und neben individueller Führung ist immer und jetzt im Besonderen ein zweiter Punkt sehr wichtig in der Vorgehensweise als Führungskraft: das Interesse am Mitarbeiter.
Bei einer aktuellen Umfrage des Gallup-Instituts zum Thema „Arbeiten im Home Office“ haben etwa 2/3 der Befragten angegeben, dass ihre Führungskraft sich nur wenig dafür interessiert, wie es ihnen mit der Situation geht – dabei ist gerade das den Mitarbeitern sehr wichtig.
Wirkliches Interesse der Führungskraft an der Situation des Mitarbeiters hilft, solch ungewohnte Situationen gemeinsam gut zu bewältigen, führt aus unserer Sicht zu Mitarbeiterzufriedenheit und damit verbunden zu Mitarbeiterbindung.